Daten
Hauptstadt
Fläche
Einwohner
Bevölkerungsdichte
BIP pro Einwohner
HDI
Währung
Unabhängigkeit
Lebenserwartung
Alphabetisierungsrate
HIV/AIDS (19-49 Jahre)
Kigali
26.338 km² (144.)
10.186063 (80.)
319 pro km²
353 US-Dollar (168.)
0,45 (158.)
Ruandischer Franc
01.07.1962
47 Jahre
70 %
5,1 %
Ruanda
Veloabenteuer
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Wissenswertes
Ruanda ist ein kleiner, gebirgiger Binnenstaat in Ostafrika. Mit 319 Einwohner pro km² ist es das am dichtesten besiedelte Land in Afrika. Ruanda wird auch das "Land der tausend Hügel" genannt, wobei man unserer Meinung Hügel getrost durch Berge ersetzen kann.
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Bildergalerie
>>> Impressionen von Ruanda <<<
Wie wir die Landschaft Ruandas beschreiben könnnten? Versetze dich in deine Schulzeit zurück. Denke an einen Kindergeburtstag. Auf der Kaffeetafel steht eine große Pachung "Riesen Dickmann`s". Du öffnest die Schachtel und siehst viele Mohrenköpfe dicht aneinandergereiht. Das sind die vielen Hügel Ruanda`s. Stundenlang schrauben wir uns in den kleinsten Gängen die Hügel hoch- allerdings finden wir die Bezeichnung "Berge" passender, denn nicht selten liegt die Passhöhe auf 2200- 2400m.
Was für ein Glück, dass die Kinder in diesem Land recht agil sind. Die Kleinen kommen auf die Strasse gelaufen und schieben uns an. Das Zauberwort heisst "sunnika" = anschieben, unsere erste Vokabel, die wir auf Kinyarwanda lernen. Zum Teil begleiten uns die Kinder kilometerweit nach oben, und da sie tüchtig am schnaufen sind, genauso wie wir, fangen sie auch nicht zu betteln an. Sehr praktisch! Für alle ist es eine Gaudi und zum Dank schlagen wir oben angekommen unsere kleinen Helfern mit den Händen ab.

Doch nicht nur die Kinder sind kernig, die ganze Bevölkerung...inklusive Männer...ist sehr rege. Es gibt kaum einen Hang, der nicht beackert wird: Bananenplantagen, Zuckerrohr, Kartoffeln und Getreide wird angebaut. Momentan ist Regenzeit und die Leute stehen in den steilen Hängen und Bergterassen, hacken, säen, pflanzen- alles Handarbeit- wahrhaftig eine Ackerei.
Die Landschaft ist wunderschön, grün, leuchtend und mit toller Weitsicht. Die Dörfer sind häufig auf den Bergrücken gebaut und wir erfahren neue Köstlichkeiten wie "Kivugutu" =Trinkjoghurt und einen Mittagstisch. Neben Reis mit Bohnen gibt es noch Kohlgemüse, Spaghetti, Pommes und Sauce. Meistens ist das Essen schon kalt, denn wie sollen all die Töpfe warmgehalten werden? Doch das ist uns egal.
Ruanda ist für uns ein Beispiel dafür, dass mit wenigen Mitteln Dinge möglich sind.

Die Hauptstadt Kigali verteilt sich auf mehrere Hügel und unser Hotel befindet sich neben dem Postgebäude. Also fragen wir uns nach der Hauptpost durch, werden einen Hügel runtergeschickt...von hier den selbigen wieder hoch und noch weiter hoch...wir stehen vor der Post. Doch weit und breit ist kein Hotel. Wir fragen erneut, mehrere Afrikaner beratschlagen sich (es ist sehr ratsam, sich grundsätzlich mehrere!!! Meinungen einzuholen und dann selber die Entscheidung zu treffen) und endlich fällt der Groschen: vor zwei Woche ist die Post doch umgezogen! Das alte Gebäude steht fünf Kilometer weiter im Stadtzentrum.
Sam, der nette Motorradtaxifahrer, eskortiert uns also über mehrere Hügel zum Hotel, wir auf unseren Rädern schnaufend hinter ihm her. Wir stehen vor dem heruntergekommenen Gebäude...das Hotel hat geschlossen. Na super!
Dank der Hilfsbereitschaft von Sam treiben wir eine andere Unterkunft auf, schleppen Fahrräder und Packtaschen in den 3. Stock und nach zwei Stunden Suchaktion sind wir glücklich, ein Zuhause zu haben!

Kigali könnte man auch "Stadt der Wechselbüros" nennen, denn diese reihen sich im Zentrum aneinander wie eine lückenlose Zahnreihe.
Übrigens: Was fällt euch auf dem Foto mit den Wechselkurstableau auf?
Wir sind erstaunt, wie westlich orientiert diese Stadt ist. Es gibt kleine Supermärkte mit Käse, Joghurt und Backwaren sowie Restaurants mit Filterkaffee- das Frühstück ist gesichert und wir sind begeistert. Doch auch beim Mittagsbuffet beim Italiener lassen wir uns nicht lumpen und futtern die doppelte und dreifache Portion- Mensch geht es uns gut!

Dann besuchen wir noch das "Kigali Memorial Center", eine Gedenkstätte an den grausamen Völkermord, der 1994 etwa 800.000 Menschenleben opferte. Der Besuch geht unter die Haut und auf unserer Reise durch Ruanda unterhalten wir uns mit einigen Afrikanern:"Meine Schwester und mein Bruder wurden getötet. In jedem Dorf wurde gemordet. Doch wir haben den Tätern vergeben. Jetzt sitzen wir gemeinsam an einem Tisch und teilen unser Essen."
Wie erleben ein Volk, dass positiv nach vorne schaut.

Das Land ist gesät mit Hilfsorganisationen aus den westlichen Ländern und die Gelder der "Wiederaufbauhilfe" werden offensichtlich in die Infrastruktur investiert. Die Regierung scheint weniger korrupt, es werden Strassen gebaut, Fischteiche angelegt, selbst die kleinen lokalen Restaurants sind professioneller aufgezogen. Das gesamte Land strebt Richtung westlichem Standart und die Menschen "machen etwas", sind weniger letargisch und wir sind echt beeindruckt!

Ist es der Einfluss der weniger korrupten Regierung? Ist es das kühlere Klima, dass die Menschen agiler sein lässt? Oder muss ein Land erst geballte Grausamkeit erleben (wie die des Genozids 1994), damit es zusammenhält und nach vorne strebt?
Wir wissen es nicht, doch es ist interessant zu beobachten, wie unterschiedlich die Länder doch sind, durch die wir reisen.

Seit über sechs Monaten sind wir nun schon in Afrika unterwegs und allmählich schleichen sich gewisse Verhaltensänderungen ein. Der Fachjargon auf der Strasse hört sich etwa so an:"Hey, ey, Azungu, hey, give me money, hey, ey!"
Diese anspruchsvollen Worte im tiefen Bellton hören wir zigmal am Tag. Wie sagt Pastor Wolfram aus Tansania? "Man wird so wie die Leute, die einen umgeben." Das können wir nur bestätigen.
Mitlerweile bölken wir in gleicher Weise zurück, und wenn wir angebettelt werden, machen wir dasselbe- das ist besonders Alexander´s Spezialität: "Look, I only have a bike, not a car. I don´t have money. You give me money." Und wir strecken ihm die offene Hand entgegen, genauso wie wir es jeden Tag, Woche für Woche, Monat für Monat erleben.
Wenn wir am Abend unser Zelt aufschlagen haben wir genau 10 Stunden unsere Ruhe und zwar von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang. Beim geringsten Tageslicht stehen Erwachsene und Kinder interessiert um uns herum...und wir machens mitlerweile genauso: Vor uns ein Halbkreis mit 20-30 Schaulustigen, die beobachten, diskutieren und lachen. Ihnen gegenüber Alexander und Maren, die dasselbe machen. Nacheinander gucken wir die Leute an, unterhalten uns über sie, lachen...- für unsere mitteleuropäische Kultur sehr fremd, doch hier ist es unser Alltag und wir passen uns ganz einfach an.

Wir radeln in den Westen Ruandas an den Lake Kivu. In den Urwäldern hier und weiter im Norden leben noch die Pygmäen, die etwa 1% der Bevölkerung Ruandas ausmachen. Die haben wir aber nicht besucht. Ebensowenig die letzten 350 Berggorillas, die hier ebenfalls im Volcano Nationalpark leben. Diese Tiere sind die Hauptattraktion Ruandas und viele Touristen unternehmen teure Wandersafaris von 500 US$, um die Gorillas für eine Stunde zu sehen. Die Gorillas werden im Vorfeld erst an den Menschen gewöhnt, damit sie die Touristen nicht angreifen, um dann täglich (mehrmals?) gestört zu werden. Gutes Geschäft!

Gerade in dem dicht besiedelten Ruanda haben wir pausenlos Menschen um uns herum. Kaum steigen wir vom Fahrrad- zack kommen die ersten Neugierigen vom Feld gelaufen oder halten beim Vorbeigehen an und gucken.
Doch auch unsere Blase fängt mal zu drücken an, und unter Publikum auszutreten, ist sehr unentspannend. Wie gut wir sind zu zweit. So kann einer lauthals die Leute vertreiben und der andere hat seine Ruhe...schön wär´s!
Unsere Ruhe haben wir erst am Abend im Zelt!
Und zwar von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang.
Ruanda, Land der 1.000 Berge oder kleiner Gang stundenlang
Der Begriff Genozid (=Völkermord) wurde erstmals von dem polnischen Anwalt Raphael Lemkin verwendet. Er setzt sich aus dem griechischen "genos" (=Herkunft, Abstammung im weiteren Sinne auch Volk) und dem lateinischen "caedere" (=morden, metzeln) zusammen.
Völkermord wurde von den Vereinten Nationen definiert als "Handlungen, die begangen werden, um eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören."
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Die letzten Berggorillas (=Gorilla beringei beringei) leben in den Vulkanbergen im Grenzgebiet von Ruanda und Uganda. Nach aktuellen Zählungen wird ihre Zahl auf 350 Gorillas bezifffert.
Die amerikanische Zoologin und Verhaltensforscherin Dian Fossey lebte von 1966 bis zu ihrer Ermordung am 26.12.1985 bei den Berggorillas. Sie setzte sich für ihren Schutz vor Wilderern ein und erforschte ihr Verhalten. Berühmt wurde sie durch den 1988 erschienen Spielfilm "Gorillas im Nebel", in dem sie von der Schauspielerin Sigourney Weaver gespielt wurde.
Dian Fossey wurde, nach ihrem Wunsch, auf dem Gorillafriedhof neben ihrem Forschungszentrum im Virunga - Vulkangebirge begraben.
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>>> Hier klicken: Hintergrundbericht über Ruandas Völkermord im Jahr 1994 <<<
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