Daten
Hauptstadt
Fläche
Einwohner
Bevölkerungsdichte
BIP pro Einwohner
HDI
Währung
Staatsgründung
Lebenserwartung
Alphabetisierungsrate
HIV/AIDS (19-49 Jahre)
Prag
78.866 km² (122.)
10.211.904 (81.)
130 pro km²
17.070 US-Dollar (37.)
0,891 (32.)
Tschechische Krone
01.01.1993
76 Jahre
99 %
0,1 %
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Tschechien
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Auch in Tschechien finden wir wieder tolle Zeltplätze in den Wäldern, unter anderem im Böhmerwald. Wenn wir abends unser Camp aufschlagen, freuen wir uns immer schon auf das Frühstück am nächsten Morgen. Die Vöglein zwitschern uns aus dem Schlaf, die Luft duftet waldig, das Kaffeewasser brodelt im Kochtopf und wir sitzen inmitten von Nadelwald und Bäume auf der Isomatte, stärken uns und geniessen die Ruhe und Einsamkeit. Ein paar Tage radeln wir so dahin. Unser Ziel ist Prag.
Kurz vor der Hauptstadt endet unsere Bundesstrasse an einer Autobahn. Wir stehen vor den Toren Prags wie damals die Türken vor Wien und kommen nicht weiter.
Kurz vor dem Ziel einen Umweg zu radeln ist im ersten Moment enttäuschend, bis wir an einem Supermarkt vorbeikommen. Weil Radfahrer immer hungrig sind, machen wir erstmal einen Boxenstopp bei Aldi und schlagen uns die Bäuche voll. Dann sieht die Welt schon wieder anders aus.
 
Zwei Stunden später schieben wir unsere Drahtesel über den Marktplatz der historischen Altstadt Prags. Heute war der Prag Marathon. Auch die letzten Läufer haben die Ziellinie bereits überquert, eine Live-Band auf der Tribüne sorgt noch für Stimmung und die Helfer räumen fleissig auf. Wir beglückwünschen einige Läufer, die ihre Medaille um den Hals hängen haben und bedauern sie am nächsten Tag, wenn sie sich mehr schlecht als recht mit ihren muskelkatergeplagten Beinen durch die Stadt bewegen... Andi, Adi, Bernd und Rüdi, ihr wisst was wir meinen :o) ?

Vor der Astronomischen Uhr bleiben wir stehen. Eine Menschentraube hat sich hier bereits versammelt, denn in wenigen Minuten schlägt die volle Stunde und dann soll es eine Überraschung geben. Selbst in unserem Reiseführer wird dieses Ereignis gelobt. Als der grosse Zeiger die Zwölf erreicht, drehen sich eine paar Figuren. Das war´s. Nicht sonderlich spektakulär finden wir. Deshalb richten wir unsere Aufmerksamkeit der Menschentraube, die ebenfalls irritiert ist, ob das alles war? Nach wie vor werden die Blicke erwartungsvoll auf diese historische Uhr gerichtet, die ihre Show jedoch beendet hat. Irgendwann geht ein Raunen durch die Menge und die Zuschauer verteilen sich wieder in alle Richtungen.

Über das Radreiseforum "Warmshowers" finden wir in Prag bei Klara ein Zuhause. In ihrer herzlichen, fröhlichen Art heisst sie uns willkommen und wir sind dankbar für die nette Bekanntschaft und das tolle Zuhause. Sicher müssen wir nicht mehr erwähnen, wie herrlich eine Dusche nach einer Woche radeln ist. Diese Reinigung ist nicht nur ein Genuss, sondern extrem effektiv. Der weisse Schaum verwandelt seine Farbe ins gräuliche und wäscht jede Menge Strassenstaub und Schweiss von Haut und Haar. So schön das einfache Radreiseleben in Natur und Freiheit auch ist, ebenso wissen wir auch sehr den Luxus eines Zuhauses zu schätzen.

Da Alexander uns sicher durch das Chaos all der afrikanischen Grossstädte geführt hat, sollte es eigentlich kein Problem sein, in Prag das Touristeninformationszentrum zu finden. Denkste!
Nachdem wir am Vormittag herrlich ausgeschlafen haben, sind wir den Nachmittag mit der Suche eben dieses Büros beschäftigt. Das Alte beim Bahnhof ist umgezogen und zum Neuen gehen wir zurück zur Altstadt, irren hier ein paarmal im Kreise umher, weil die Ausschilderung uns zum Narren hält. Nach einer leicht genervten Phase sind wir mitlerweile recht amüsiert und als wir die Suche aufgeben, stehen wir plötzlich sage und schreibe direkt davor. Es ist kurz vor Ladenschluss. Wir huschen schnell noch rein und ergattern eine der beliebten Stadtpläne. Donnerwetter, die Suche hat sich richtig gelohnt!

In einem Trekkingladen stattet Alexander sich endlich mit einer Regen- und ich mit einer Daumenjacke aus. Unser Equipment wird im Fahrradgeschäft noch durch Windwesten erweitert und wir fühlen uns prima gerüstet für die kühleren Temperaturen Europas.

Von Prag schlagen wir den Weg nach Westen ein. Kurioser Weise wandelt sich unsere Bundesstrasse plötzlich in eine Autobahn um. Dieses Phänomen kennen wir ja bereits. Doch dieses Mal fahren wir einfach auf dem Standstreifen weiter, weil zum einen nur wenig Autos unterwegs sind und wir zum anderen gar keine Karte dabei haben, um eine Alternativroute auszutüfteln.
Ebenso unerwartet wie die Autobahn anfing, endet sie nach 20km wieder und wir befinden uns wieder auf der Bundesstrasse. Komisch?!

Kurz vor der Grenze nach Deutschland radeln wir durch hübsche Wälder und begegnen am Strassenrand leichtbekleideteten Waldfräuleins, die ihre Dienste anbieten. Wir staunen nicht schlecht, befinden wir uns doch mitten in der Pampa und weit und breit sehen wir keinen Wohnwagen mit Herzchentür?!

Am nächsten Tag radeln wir in Deutschland ein!
Wissenswertes
Im Frühjahr 1968 versuchte die Tschechoslowakische Kommunistische Partei unter der Führung von Alexander Dubcek ein Demokratisierungsprogramm durchzuführen. Der Versuch im Prager Frühling einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" zu schaffen endete Jäh als am 21.08.1968 Truppen des Warschauer Paktes einmarschierten und die Tschechoslowakei besetzten. Alexander Dubcek und seine Gefolgsleute wurden festgenommen und durch linientreue Politiker ersetzt.
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Im Prager Frühling
Der Karrierehöhepunkt des tschechischen Jahrhundertsportlers Emil Zatopek fand bei den Olympischen Spielen von 1952 in Helsinki statt. Dort gewann er innerhalb einer Woche die Rennen über 5.000m, 10.000m und dem Marathon und stellte damit einen Rekord für die Ewigkeit auf. Da Emil Zatopek alle Erfolge mit einem unrunden und gequälten Laufstil errang, nannte man ihn auch die "tschechische Lokomotive". Im Prager Frühling war er als Anhänger von Dubcek aktiv beteiligt.
Beim Einmarsch des Warschauer Paktes im August 1968 kletterte er auf einen sowjetischen Panzer und appellierte an die Soldaten, wieder nach Hause zu fahren. Er verlor daraufhin alle Ämter und musste zeitweise zur Strafe in einem Uranbergwerk arbeiten.

Emil Zatopek starb am 21.11.2000, im Alter von 78 Jahren, an den Folgen eines Gehirnschlages. Unvergessen ist der von ihm stammende Satz, den er einem Reporter auf die Frage antwortete, warum er denn Laufen würde:
"Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft."
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