Daten
Hauptstadt
Fläche
Einwohner
Bevölkerungsdichte
BIP pro Einwohner
HDI
Währung
Unabhängigkeit
Lebenserwartung
Alphabetisierungsrate
HIV/AIDS (19-49 Jahre)
Budapest
93.030 km² (116.)
9.905.596 (83.)
108 pro km²
15.542 US-Dollar (46.)
0,874 (36.)
Forint
31.10.1918
72 Jahre
99 %
0,1 %
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Ungarn
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Da Serbien nicht in der EU ist, radeln wir an unserem letzten noch aktiven Grenzposten rüber nach Ungarn und bekommen unseren letzten Stempel in den Reisepass gedrückt. Ab jetzt werden die Grenzen im übrigen Europa "offen" und die Grenzposten verwaist und unbewohnt sein.

Da wir am Abend kein hübsches Plätzchen zum Campen in der Natur finden, fragen wir einfach an einer Tankstelle, ob wir unser Zelt aufschlagen dürfen. Die Leute sind supernett und hilfsbereit, das Handy wird gezückt, weil die hier Anwesenden keine Entscheidung fällen dürfen. Der Nachbar, der ein grosses Grundstück und einen Imbiss besitzt wird angerufen und so landen wir bei ihm. Wir sind glücklich und dankbar für die Hilfsbereitschaft und erzählen der Familie mit Händen und Füssen und etwas Englisch von unserer Reise. Wir campen neben dem Imbiss und werden am nächsten Morgen zum Frühstück eingeladen. Unseren Kochtopf voller Müsli, auch "Frühstücksnapf" genannt, habe ich bereits fertig und präsentiere ihn der Kioskdame. Unsere Gastgeberin meint nur entsetzt und kopfschüttelnd:"No good!" und frittiert uns beiden erstmal einen grossen Langos (ein riesengrosser Krapfen, der über den Tellerrand ragt) und bestreicht ihn mit saurer Sahne und Käse. Donnerwetter, das leckere Frühstück hat´s in sich und hält eine ganze Weile vor.

Mitlerweile sind wir Mitglieder bei "Warmshowers" (Warmduscher). Das ist ein Radreiseforum via Internet. Bevor wir jetzt eine Hauptstadt wie Budapest anradeln, mailen wir ein paar Mitgliedern, die in Zentrumsnähe wohnen, und irgendjemand hat dann Zeit und Lust, uns für ein paar Nächte aufzunehmen. Im Gegenzug werden wir dann auch Radreisende aufnehmen, wenn wir wieder ein Zuhause haben. So funktioniert das.
Wir schlafen also bei Janos in Budapest. Er ist ein supernetter Kerl, wir bekommen einen Schlüssel für die Wohnung und freuen uns über das Zuhause. Die Klamotten werden gewaschen, die warme Dusche ist ein Genuss, auf dem Herd brutzeln wir etwas leckeres, hocken nicht auf der Erde, sondern können eine Riesenportion sitzend am Tisch vertilgen... wir lieben diesen Luxus!

Die Donau teilt diese Stadt in zwei Teile: Buda und Pest. Die historische Altstadt erinnert uns an die Architektur von Wien.

Nach drei Tagen verabschieden wir uns von Janos und der wunderschönen Stadt und folgen dem Donauradweg Richtung Norden. Wartend vor einer roten Ampel lernen wir Kerstin und Christian kennen, die ihre Räder ähnlich vollbepackt haben wie wir, auch seit einem Jahr unterwegs sind und jetzt auf der Heimreise sind. Wir verstehen uns auf Anhieb und radeln gemeinsam weiter. Die letzten sechs Monate waren sie in Indien und Nepal unterwegs, erst vor drei Tagen sind sie von Delhi nach Budapest geflogen und der westliche Standart mit all dem Konsum und Überfluss ist für die beiden noch ungewohnt. Aus dem Supermarkt (hier in Ungarn gibt es erstmals wieder Aldi und Lidl) kommen sie mit einem Arm voller Süssigkeiten zurück und wir müssen alle lachen, denn die Entbehrungen der letzten Monate werden jetzt nachgeholt.
Ebenso wissen wir genau, was Christian meint, als er sagt: "Ich wurde zu einem Menschen, der ich nicht sein wollte und wusste, ich muss wieder nach Hause!" Uns Vieren tut es so gut, einfach verstanden zu werden, denn egal in welchem "Dritte-Welt-Land" Radreisende unterwegs sind, so faszinierend es auch ist, so müssen wir alle durch dasselbe durch.

Unsere Strasse endet vor der Donau und wir nehmen die Fähre ans andere Ufer. Während wir die Räder auf das Boot schieben, erkundigen wir uns nach dem Preis, doch als wir mitten auf dem Fluss zahlen wollen, steigt er plötzlich um das zehnfache!? Wahrscheinlich ein Missverständnis, doch wir vier sind gleichermassen empört und wollen den Preis runterhandeln. Doch nichts zu machen. Der Kassierer gibt dem Fährmann ein Zeichen, dieser macht kurz vor dem anderen Ufer kehrt und bringt uns wieder zurück. So kommt es, dass wir wieder an unserem Ausgangspunkt stehen und gleichermassen erstaunt wie auch amüsiert der Fähre nachschauen, die jetzt ohne uns das andere Donauufer erreicht! Dass auch in Europa noch zwischen Einheimischen und Touristenpreisen unterschieden wird, sehen wir einfach nicht mehr ein!

Am Abend finden wir ein idyllisches Plätzchen unter ein paar Bäumen direkt an der Donau, bauen die Zelte auf, auf dem Kocher brutzelt Spaghetti mit Tomatensosse und wir liegen noch lange auf unseren Isomatten unter dem Sternenhimmel und tauschen Reiseabenteuer aus.
Am nächsten Tag trennen sich unsere Wege leider schon wieder.

Auf unserer Fahrt nach Österreich wärmen wir uns noch an einem echten "Ungarischen Gulasch" auf und radeln für ein paar Stunden durch die Slowakei. Die grauen Wolken über uns entleeren sich munter und wir kommen pitschnass in Österreich an.
Unser letzter Stempel im Reisepass und eine interessante Fährfahrt
Wissenswertes
Der Staat Österreich-Ungarn, auch bekannt als k. und k. Doppelmonarchie, bestand von Juni 1867 bis Oktober 1918. Gemeinsames Staatsoberhaupt war der Kaiser von Österreich und König von Ungarn: Franz Joseph I.

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Budapest entstand im Jahr 1873 durch den Zusammenschluss der Städte Buda, Pest und Obuda. Zur Zeit ist die Stadt mit 1,7 Mio. Einwohnern die zehntgrösste der Europäischen Union.
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