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29.10.1923
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Istanbul hat ca. 12,8 Mio. Einwohner. Vom Bosporus (einer 31 km langen Meerenge) wird die Stadt in eine europäische und eine asiatische Hälfte unterteilt. Die Nord-Süd Ausdehnung beträgt ca. 50 km, die West-Ost Ausdehnung beläuft sich auf ca. 100 km!

Um 660 v. Chr. gründeten die Griechen Byzanz (Byzantion). Nachdem die Römer 324 n. Chr. das Gebiet erobert hatten, wurde die Stadt von Kaiser Konstantin in Nova Roma (Neu-Rom) umbenannt. Schon wenige Jahre später setzte sich aber die Bezeichnung Konstantinopel durch. Nach der Eroberung von Mehmet II. im Jahr 1453 wurde die Metropole von den Türken meistens Istanbul genannt, jedoch wurde die Stadt erst im Jahr 1930 offiziell so benannt.
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Abwarten und Tee trinken
Wir hätten nie gedacht, dass die Türkei so bergig ist. Kaum entfernen wir uns vom Mittelmeer Richtung Landesinnere, geht es hoch in die Berge und über zwei Pässe.
Während einer Verschnaufpause mit schöner Aussicht gesellt sich eine Familie zu uns. Die üblichen Fragen nach Familienstand und Kindersegen beantworten wir nicht ganz wahrheitsgetreu. So sind wir ja seit Afrika verheiratet und haben eine kleine Tochter, denn dann sind alle zufrieden und es werden keine weiteren Fragen gestellt. Doch dieses Mal ist der Mann entsetzt: "Was, nur eine Tochter?! Ich habe 14 Kinder!" Eins ist keins und er spornt Alexander noch an, unserem Kindersegen etwas nachzuhelfen. Er sei doch jung und gesund! Das gibt es doch gar nicht, nur ein Kind!

In der Türkei holt uns das jedem nur allzugut bekannte "Schietwetter" ein: Nieselregen tagelang, starke Schauer stundenlang. Für Kälte und Regen sind wir klamottenmässig sehr begrenzt ausgerüstet und so finden wir Zuflucht bei den Tankstellen, die alle paar Kilometer am Strassenrand stehen. Die Türken sind ein herzliches, gastfreundliches Volk und laden uns in ihr privates Zimmer ein. Hier versorgen sie uns mit heissen Tee und wir wärmen uns am Holzofen auf.
Unser Ziel ist Kappadokien, doch wir kommen durch die Berge und Regenpausen nur schleppend voran. Da heisst es "abwarten und Tee trinken". Jetzt wissen wir auch, wo dieser Spruch herkommt.

In einem der Tankstellenrestaurants arbeitet "Chico" mit seinen sechs Brüdern. Er freut sich, dass wir aus Deutschland kommen, denn so kann er sein deutsch etwas auffrischen. Wir sind erstaunt und fragen ihn, ob er auf einer Sprachschule war. Daraufhin lacht er. Auf einer Sprachschule? Nein, er sei überhaupt gar nicht zur Schule gegangen! Ein wenig Lesen und Schreiben hätte er sich selber beigebracht, doch die Schulbank hätte er nie gedrückt! Er hat in der Touristenbranche gearbeitet. Daher kann er deutsch... und er ist 24 Jahre alt!?
Wir werden noch zum Tee eingeladen, plaudern noch eine ganze Weile und zum Abschied schenken er und seine Brüder uns noch Brot für die Weiterfahrt.
Wie wohl wir uns in einem Reiseland fühlen, hängt weniger von den Sehenswürdigkeiten und der Landschaft ab, als vielmehr von den Menschen und durch die Türkei zu radeln macht richtig viel Spass!


Die Türkei ist ein sehr interessantes "Zwitterland", das nicht mehr in die arabische Welt passt, doch mit einem Bevölkerungsanteil von 98% Muslimen auch keinen Platz ins überwiegend christliche Europa findet... . Die Türken sind ein stolzes Volk und besonders verehren sie ihren Nationalhelden Mustafa Kemal Atatürk, der in vielen privaten Zimmern hängt, den aktuellen Präsidenten Erdogan hingegen sehen wir nie.
Es ist auch das erste Land, wo wir keine "Touristenpreise" mehr bekommen, sondern den ganz normalen Betrag zahlen, wie die Türken auch. Eine Begegnung auf gleicher Augenhöhe.
Ausserdem macht der Standart nach den arabischen Ländern wieder einen Schritt Richtung Westen. In den Restaurants gilt Rauchverbot, auf den öffentlichen WC´s gibt es Toilettenpapier und die Seifenspender sind mit Flüssigseife gefüllt. Manchmal halten wir an den modernen Tankstellen, um uns einfach mal Schnute und Hände zu waschen... und wie sie dann duften.

Junge Frauen und Mädchen kleiden sich in knackiger Jeans und engem Shirt wie wir und das Kopftuch tragen nur noch sehr wenige. In den ländlichen Gegenden hingegen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und besonders ältere Frauen tragen die traditionellen Plusterhosen und ein Kopftuch, die Ziegen und Schafe werden am Strassenrand gehütet, die Felder werden noch mit Hacke und Pferdepflug bearbeitet und Pferdekutschen haben noch die urigen Wagenräder. Die Menschen sitzen zusammen, spielen Backgammon, trinken Tee und winken uns lachend zu.
Wir sind erstaunt, wieviele Türken ein paar Brocken deutsch sprechen. Ein älterer Herr ist begeistert, dass wir aus Deutschland kommen und begrüsst uns herzlich mit Handschlag! Jetzt seien wir eine Familie, denn seine Schwester wohnt doch in Deutschland! Dann holt er sein Handy raus, wählt ihre Nummer und hält es mir ans Ohr. So plaudere ich mit seiner Familie aus Hamburg und er ist selig.

Allerdings können wir nicht ganz nachvollziehen, warum kleene Bengels Motorrad fahren dürfen?! Gilt ein 12-jähriger nach der Beschneidung nicht mehr als Junge, sondern als Mann? Wir sagen dem Jungen noch, dass ein Fahrrad das geeignetere Fahrzeug für ihn wäre. Oh, da haben wir aber was gesagt! Er schüttelt entrüstet seinen Kopf und dreht den Gasknüppel tüchtig auf, so dass das Vorderrad abhebt und braust davon...?!

Irgendwann kommen wir dann doch in Kappadokien an. Wir sagen euch, die erste Dusche nach einer Woche radeln und frieren ist so herrlich, dass wir den heissen Wasserstrahl nicht mehr abdrehen möchten. Wir gönnen uns ein warmes Zimmer mit duftender, weisser, flauschiger Bettwäsche, kuscheligem Kopfkissen und urgemütlicher Matratze. Mensch geht es uns gut!!!
Kappadokien ist bekannt für seine bizarren Felsformationen und wir haben Glück, dass die nächsten beiden Tage die Sonne am blauen Himmel lacht. Wir schwingen uns auf die Räder und erkunden die Gegend. Auf dem Weg ins "Love Valley" treffen wir einen lustigen Herrn aus Deutschland. Diese Reise in die Türkei hat er nur deshalb unternommen, um diese Steingebilde zu sehen. Er sei schliesslich Architekt und seine Begeisterung spricht Bände. Doch nicht nur Architekten bestaunen diese Felsen, auch wir haben unseren Spass!

Mit dem Bus fahren wir noch zur "Unterirdischen Stadt" in Derinkuyu. Diese Stadt wurde durch Zufall 1963 entdeckt, als ein Stadtbewohner einen Keller ausheben liess und so auf diese Höhlen stiess. Sie wurden als Zufluchtsort vor vielen hundert Jahren gebaut und erstrecken sich über 20 Etagen in die Tiefe.
Wir fühlen uns wie kleine Entdecker, wenn wir durch die schmalen, niedrigen Gänge streichen und neue Schächte und Kammern erreichen. Hier unten ist es kalt und würden die Lampen nicht leuchten, wäre es finster. Wie war wohl das Leben hier unten, wenn oben die Stadt von Eindringlingen belagert wurde?


Um ein paar Kilometer zu schrubben, nehmen wir den Nachtbus nach Istanbul. Diese historische Stadt zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer hat flair. Wir schlendern über den Fischmarkt am Bosporus und futtern leckere Fischbrötchen, auf dem grossen Bazar ersteigern wir noch Klamotten und probieren Miesmuscheln. Natürlich besuchen wir die "Hagia Sophia", die einst Kirche, dann Moschee und jetzt Museum ist und die "Blaue Moschee", beobachten das Treiben auf der Strasse und treffen nette Leute.
Normalerweise kostet eine Armee nur Geld. In der Türkei ist dies anders, denn dort erwirtschaftet sie auch welches. Das türkische Militär ist beteiligt an Supermarktketten, Tankstellen, Reisebüros, Zementfabriken und Banken. Ausserdem gehören ihr noch eine Speditionsfirma und eine eigene Autoproduktion. Mittlerweile besitzt das Militär damit die drittgrösste Wirtschaftsholding der Türkei. Ein militärisch - industrieller Komplex dieser Art ist in der westlichen Welt einzigartig.

Die Frage, ob eine solche militärische Machtfülle sinnvoll ist, wird nicht gestellt, gelten doch die Streitkräfte und ihr Generalstab als unantastbar. Eine Erklärung für dieses Phänomen ist schnell gefunden. Während in anderen westlichen Ländern nach der Staatsgründung eine Armee gebildet wurde (z.B. Deutschland mit der Bundeswehr) ist es in der Türkei genau andersherum. Dort gründete das Militär, nach einem Befreiungskrieg gegen westliche Besatzungstruppen im Jahr 1923 den Staat. Der erste Staatspräsident der Türkei wurde ein Soldat: General Mustafa Kemal.

Seitdem hat die türkische Armee dreimal gegen ein politisches Staatsoberhaupt geputscht. Sie taten dieses aber niemals, um die Demokratie abzuschaffen, geputscht wurde in dem Glauben, die Republik von ihren "politischen Feinden" (den aktuellen Politiker) retten zu müssen.
Glaubt man den türkischen Medien, dann vertrauen 74,5% der Bevölkerung ihren Streitkräften. Die Hochachtung für das Militär hat aber auch mit der Verachtung für die türkische Politikergilde zu tun. Denn etliche Spitzenpolitiker waren in den vergangen Jahrzehnten in Korruptionsskandale und Affären verstrickt.
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Der unumstrittene Nationalheld der Türken ist Mustafa Kemal (1881-1938), der schon zu Lebzeiten den Ehrennamen "Atatürk" (Vater aller Türken) erhielt. Er wurde von seinem Vater zum Militär geschickt und machte dort schnell Karriere. Im ersten Weltkrieg erhielt er ein Kommando auf der Halbinsel Gallipoli. Ihm und seiner Armee gelang an diesem Frontabschnitt der einzige Sieg für die Türken und Deutschen gegen die Alliierten. Nachdem die Alliierten das komplette Osmanische Reich erobert hatten, zog sich Kemal nach Anatolien zurück. Sein Ziel hatte er klar vor Augen: Ein Volk, ein Land, eine Sprache und eine Kultur. Wir müssen uns der östlichen Zivilisation entziehen und der westlichen zuwenden.

Sein Glück war, dass die Siegermächte an Anatolien wenig Interesse zeigten, und so gelang ihm, in mehreren Schlachten die Armenier und die Griechen zu vertreiben und den Widerstand der Kurden zu brechen. Im Jahr 1922 beendete er mit der Absetzung des Sultans die Monarchie. 1923 wird den Türken, im Friedensvertrag von Lausanne, die Souveränität über ihr heutiges Staatsgebiet zugesprochen.

In den folgenden Jahren legte er den Türken auf, dass sie westliche Kleidung tragen müssen, der Schleierzwang wird abgeschafft, die Frauen erhalten das Wahlrecht und der Sonntag wird zum Feiertag gemacht. 1928 wird das arabische Alphabet abgeschafft und das lateinische Alphabet eingeführt, nun müssen alle Türken im Alter von 6 - 60 Jahren die Schulbank drücken. Am 25.12.1925 setzt Kemal Atatürk alle Türken in die Zeitmaschine und befördert sie vom 14. Jahrhundert der islamischen Zeitrechnung ins 20. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung.

Kein Volk der Neuzeit hat in einem so kurzen Zeitraum einen so radikalen Umsturz seiner Lebenswelt erfahren. Mustafa Kemal konnte diesen Umsturz nur mit einem strengen Diktaturregime vollziehen. Er verhängte drastische Strafen bis hin zur Todesstrafe und regierte das Land auch mit dem Kriegs- bzw. Notstandsrecht.

Seine Schöpfung ist seit über 80 Jahren ein wankendes Gebilde zwischen Militärdiktatur und Re-Islamisierung. Jedoch hat sich in den letzten Jahrzehnten eine stabile und moderne Gesellschaft entwickelt.


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