Tansania
Daten
Hauptstadt
Fläche
Einwohner
Bevölkerungsdichte
BIP pro Einwohner
HDI
Währung
Unabhängigkeit
Lebenserwartung
Alphabetisierungsrate
HIV/AIDS (19-49 Jahre)
Dodoma
945.087 km² (30.)
40.213.160 (65.)
41 pro km²
415 US-Dollar (161.)
0,43 (162.)
Tansanischer Schilling
09.12.1961
45 Jahre
78 %
8,8 %
Tansania (II.Teil)
Home
Tour de Afrika
Spenden
Weisheiten
Bücher
Unterstützung
Links
Veloabenteuer
<< zurück
Vom höchsten Berg Afrikas zum Land der tausend Berge
Auf der Rückfahrt von Sansibar nach Daressalaam werden wir vom Wellengang tüchtig durchgeschüttelt. Die kleinen Plastiktütchen werden fleissig verteilt und Alexander gewinnt das Duell gegen Maren 3:1.
Welche Erlösung, das Festland zu erreichen. Jetzt heisst es im Menschengewühl Fahrräder und Packtaschen vom Schiff zurückzubekommen, zusammenzuhalten und sich schliesslich entgegen dem Menschenstrom, der zur Fähre eilt, einen Weg zur Strasse zu bahnen. Indische Verhältnisse!

Am nächsten Tag geht´s weiter nach Moshi. Doch dieses mal nicht mit dem Fahrrad. Wir legen die 700 km an einem Tag mit dem Bus zurück, anstatt eine Woche lang auf der stark befahrenen Strasse die Nerven zu strapazieren, wenn der Schwerlastverkehr knapp an uns vorbeidonnert.
Ein wenig traurig sind wir schon. Alexander guckt aus dem Fenster: "Ja,irgendwie...man bekommt ja gar nichts mit."
Uns wird bewusst wie mühsam und anstrengend einerseits aber auch faszinierend, eindrücklich und unvergesslich andererseits das Reisen mit dem Fahrrad ist.

Unser nächstes Ziel ist die Region Kibosho am Fusse des Kilimandscharos. Auf 20 km holpriger Erdpiste radeln wir dem "Kili" entgegen. Es geht stetig bergauf, die Vegetation ist üppig mit vielen Bananenstauden, in den Dörfern grüssen uns die Leute und rufen "pole,pole"...eine entlegene Region.
Mitten im Nirgendwo treten wir aus dem Dickicht hervor und bestaunen den Komplex bestehend aus der Klinik, der Schule und der Kirche mit Pfarrhaus.
Hier ist die Grundschule, für welche wir Spendengelder sammeln und auch die Klinik, die vom "Aktionskreis Ostafrika", einer deutschen Hilfsorganisation, aufgebaut und unterstützt wird.
Herzlich werden wir von den Schwestern empfangen, die die Patienten pflegen und die Klinikleitung liegt in Schwester Dr. Hendrikas Hand.

Wir sind beeindruckt, wie sauber, gepflegt und gut ausgestattet die Klinik ist- was nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass Stromausfall an der Tagesordnung steht und die Klinik ohne Hilfesmittel aus dem Ausland (materiell und finanziell) zum einen den Standart nicht halten könnte, und zum anderen die nahezu unentgeldlichen Behandlungen der Armen nicht leisten könnte. Auch in unserem Reiseführer wird dieses Krankenhaus empfohlen und Patienten aus der Touristenmetropole Moshi fahren für Behandlungen hier herauf.

Regelmässig kommen die Ärzte in die Grundschule, unterrichten die Kinder in Hygiene und die Schüler werden auf Würmer und andere Parasiten untersucht und behandelt. Eine tolle und wichtige Kooperation zwischen der Schule und der Klinik.
Von den Spendengeldern hat die Familie Miertsch eine Garküche und den Speiseraum errichtet.
Die Schulkinder bekommen in der Mittagspause eine warme Mahlzeit aus Maisbrei mit Bohnen, ein Gericht mit vollwertigem Protein.
Die Schulgebäude sind renoviert, die Wände gestrichen und liebevoll mit Zeichnungen und mathematischen Formeln dekoriert.
Mitarbeiter der Klinik, die zu wenig Geld verdienen, um ihre Kinder zur Schule zu schicken, werden von den Spendengeldern ebenfalls unterstützt.

Man muss sich vor Augen halten, dass wir in Dritte Welt Ländern reisen und gerade in Tansania sehen wir täglich viele, viele Kinder, die nicht in die Schule gehen können. Sie tragen schwere Wassereimer, Maissäcke und Feuerholz auf dem Kopf nach Hause, die kleinen Siebenjährigen hüten Ziegen und Rinder auf dem Land und in der Steppe. Nicht selten sehen wir auch Kinder mit dicken Bäuchen aufgrund der Mangelernährung- die Nahrung ist einseitig, ihnen fehlt es an Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen. Mit Schulbildung wird diesen Kindern die Chance gegeben, diesen Kreislauf der Armut zu durchbrechen, einen Beruf zu erlernen und später Geld zu verdienen, um die eigenen Kinder ausgewogen zu ernähren, Schulbildung...die ganz grundlegenden Sachen eben...Stromversorgung und fliessend Wasser, wer hat das schon?

Apropos Stromversorgung- ich schweife kurz ab. Kleine Anekdote am Rande:
Ein Handy in der Hosentasche zu haben ist der ganz grosse Renner- teuer zwar, doch wer will nicht "in" sein?
Das Problem mit der Stromversorgung wird folgendermassen gelöst:
Die Handys werden samt Ladegerät beim Pastor abgegeben,. denn dieser hat nicht nur Strom sondern ist auch Freund und Helfer. Eine kleine Menschentraube steht dann am Abend oder am nächsten Morgen vor seiner Tür und holt ihre Lieblingsspielzeuge wieder ab, die wieder voll Power sind. Herrlich!

Wir verabschieden uns von Kibosho und dem schönen Kilimandscharo und radeln die Erdpiste wieder zurück nach Moshi. Hier gehen wir strack zur Post, denn wir erwarten zwei Pakete aus der Heimat. Leider heisst erwarten nicht gleich bekommen.
Doch dank unserer beharrlichen und ausdauernden Art kriegen wir nach vier Stunden Suchaktion tatsächlich das grosse Paket mit den neuen Mänteln für die Räder (Schwalbe Marathon XR), den Kontaktlinsen und Kartenmaterial (sehr zu empfehlen von Reise Know How "world mapping-peroject"). Das ist schon mal gar nicht schlecht.
Alexander macht am nächsten Tag die Fahrräder zurecht und ich pilgere erneut zur Post.
Dort werde ich schon lachend mit "Mama Alexander" (Frau von Alexander) begrüsst, ich kann erneut den Manager in die Suche involvieren- doch keine Chance, das kleinere Paket bleibt unauffindbar. Ich bin frustriert und müde von der Sucherei und gebe auf. Shit!

Weiter geht es Richtung Westen. Unser Ziel ist das 1.000 km entfernte Ruanda. Die Strecken in Tansania sind enorm und wir haben in diesem Land fast 3.000 km zurückgelegt.
Entlang der ausgedorrten Massaisteppe treffen wir auf eine neue Kultur und sitzen bei einer Cola und Chiapati mit den Massai in der Lehmhütte zusammen. Beim Sonnenuntergang geniessen wir die Farbspiele, wenn sie ihre Viehherden nach Hause treiben.

Für die nächsten drei Tage verlassen wir die Teerstrasse und ackern uns über Sand- und Erdpiste voran, die abschnittsweise mit holprigen Steinen dekoriert ist. Der motorisierte Verkehr staubt uns ein wie Streuselkuchen, Alexanders Augen leiden, ich stürze öfters...was ist eine asphaltierte Strasse doch für eine tolle Erfindung!
Zurück auf dem Teer schrubben wir täglich zwischen 90-140 km und erreichen nach einer weiteren Woche endlich Ruanda, das Land der tausend Berge.
Nach 14 Tagen Reis und Bohnen freuen wir uns auf die Hauptstadt Kigali, um uns die Bäuche mit anderen Köstlichkeiten vollzuschlagen.
Bildergalerie
>>> Impressionen von Tansania II.Teil <<<
Wissenswertes
Der Kibo im Kilimandscharo-Massiv ist mit 5.956 Metern der höchste Berg Afrikas. Die Urbevölkerung nannte den Kilimandscharo den "Berg des Bösen Geistes". Mittlerweile versuchen jährlich Tausende den Berg zu besteigen. Obwohl man den Berg auf den leichtesten Routen ohne Kletterfähigkeiten erwandern kann, erreichen viele aufgrund der Höhenkrankheit den Gipfel nicht.
>>
>>
Julius Kambarage (J.K.) Nyerere (1922-1999) war der erste Präsident von Tansania. Er vereinte die 120 Stämme und führte Kisuaheli als Landessprache ein. Er baute Tansania zu einem sozialistischen Staat um und führte die Ujamaa(=Familiengemeinschaft)-Dörfer ein. Von 1973-1978 wurden 85% der Landbevölkerung in über 7000 geplante Dörfer umgesiedelt. Er förderte die Schulbildung und seinem Bestreben nach Vereinigung des Volkes, ist es wohl zu verdanken, dass Tansania bislang das einzige ostafrikanische Land ist, in dem kein Bürgerkrieg stattfand.
Wirtschaftlich gesehen waren die Ujamaa-Dörfer ein flop, die Agrarwirtschaft stagnierte und der industrieelle Ertrag brach um über 50% ein. Daraufhin geschah ein Novum im politischen Afrika und Julius K. Nyerere trat 1985 freiwillig von seinem Amt zurück.