Daten
Hauptstadt
Fläche
Einwohner
Bevölkerungsdichte
BIP pro Einwohner
HDI
Währung
Unabhängigkeit
Lebenserwartung
Alphabetisierungsrate
HIV/AIDS (19-49 Jahre)
Lilongwe
118.480 km² (98.)
13.931.831 (65.)
127 pro km²
264 US-Dollar (173.)
0,4 (166.)
Malawi - Kwacha
06.07.1964
37 Jahre
63 %
14,2 %
Malawi
Veloabenteuer
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Bildergalerie
>>> Impressionen von Malawi <<<
In Malawi begegnen uns viele, viele Menschen. Dieses Land ist deutlich dichter besiedelt und hier ist definitiv mehr Tourismus.
Wir können nicht ganz nachvollziehen, warum Reiseveranstalter den Touristen empfehlen: Wenn ihr etwas geben wollt, dann nehmt Kugelschreiber und Bonbons mit, die Kinder freuen sich darüber. Und es wird tüchtig verteilt.
Über den Sinn läßt sich streiten und für uns hat es die einfache Konsequenz, daß wir am Tag locker von 1.000 Kindern angebettelt werden. Wir können es den Kleenen nicht einmal verdenken, probieren kann man es ja mal.
Hier heißen wir jetzt "Azungu" (Weißer) und anstelle eines freundlichen "Safe journey" wie in Sambia hören wir ein nicht mehr so freundliches: "Azungu, I want your money" und "Give me your pen", "Azungu, Azungu, Azungu".Die jüngsten sind dreijährig... .Nach dem ersten Tag (und es ist nur ein halber in Malawi) sind wir ziemlich genervt. Eine gute Lösung ist, einfach auf Durchzug zu schalten, wegzuhören und manchmal zurückzurufen: "die Bank hat heute geschlossen", "Du kleene Rotznase, bei uns gibt es nichts", "By,by" und winken.

Wenn wir zum Lunch oder Wasserpumpen stoppen, versammelt sich gleich eine Gruppe von 20-30 Kindern um uns herum. Mittlerweile ignorieren wir es schon ziemlich gut, wenn sie uns jeden Bissen in den Mund gucken und wenn wir fertig sind, machen wir gerne noch ein paar Albereien mit ihnen. Die Kinder plappern wie Papageien im Chor alles nach: "Mensch Kinners" höre ich- oh, das sind ja meine Worte. Also bringen wir ihnen Plattdeutsch, Hessisch und Schweizerdeutsch bei und amüsieren uns alle köstlich.

Wir freuen uns darauf, in Lilongwe endlich einmal Wäsche zu machen. Leider müssen wir die Klamotten abgeben mit der Konsequenz, daß am Abend noch alles naß auf der Leine hängt... und am nächsten Morgen mein schöner und einziger Fleecepullover fehlt! Wir sind stinksauer und fragen viele Leute im Backpacker. Doch uns ist ziemlich klar, daß der Pulli weg ist. Das sich Reisende möglicherweise untereinander beklauen ist ein Armutszeugnis- zumal hier viele ganz sozial eingestellt sind und für Wochen, Monate und gar Jahre voluntieren- sprich unentgeldlich arbeiten. Um etwas zurückzugeben...?! Aber das ist in Malawi ein anderes Thema... zurück zum Pulli.
Wir marschieren auf den Kleidermarkt. Der ist rieeeesig. Hier werden unter anderem die Rote Kreuz Kleidersäcke nochmal zu Geld gemacht und wir ersteigern im Gewühl ein Hemd für Alexander und einen Kuschelfleece für mich.

Lilongwe ist bekannt für den Tabakverkauf. In den Auktionshallen wird das Unmögliche möglich: Eile in Afrika. Ganze drei Sekunden werden für einen Tabaksack im Verkauf investiert- das geht zack, zack.
Unsere "große" zweiköpfige Gruppe wird netterweise noch herumgeführt und es ist ein tolles Erlebnis.
Genauergenommen beginnt so ein Erlebnis schon mit der Suche. Ganze zwei Stunden radeln wir in der Stadt herum und fragen uns durch. Jeder sagt etwas anderes und es steht fifty- fifty, ob eine Suche gelingt.
Wir sind im richtigen Industriegebiet, denn überall stehen große und kleine Autos und Trucks bis unters Dach vollbeladen mit Tabaksäcken. Irgendwann stoßen wir auf eine Person, die sogar die Auktionshalle kennt und führt uns für ein kleines Taschengeld dorthin. Wir werden im Büro noch dem Oberboss vorgeführt. Ja, am Vortag haben wir eine E-Mail geschrieben und uns angemeldet... und tatsächlich können wir die Auktionshalle betreten. Hier braucht alles viel Zeit... außer eben der Tabakverkauf...!

Jedes Land hat so seine Tücken. In Malawi ist es das Fehlen von Straßenschildern. Ganz grob orientieren wir uns am Stand der Sonne: Bedenke, wir sind noch auf der südlichen Hemisphäre und die Sonne steht am Nachmittag im Norden. Aber so ganz langt es nicht, um Salima am Malawisee zu erreichen.
Bemerkt wird unsere Irrfahrt zwölf Kilometer ausserhalb von Lilongwe, als wir am Staßenrand ein paar Früchte kaufen. Man siehe: diese Small-Talks:" Wie heißt du, wo willst du hin?" haben auch was für sich. "Nach Salima? Nein, da seid ihr falsch." Wir können nur immer wieder sagen, daß die Afrikaner sehr hilfsbereit sind. So bietet sich Grant sofort und mehrfach an, uns zur richtigen Kreuzung zu bringen und reagiert fast beleidigt, als wir zögern.
Wie nett. Wir beladen also seinen Pick-up mit Sack und Pack und ab geht die Post...leider den ganzen Weg zurück. Wir sind dankbar, endlich auf der richtigen Straße gelandet zu sein und weiter geht´s.

Die nächsten beiden Tage juckt es überall. Wir denken schon: hoffentlich haben wir uns auf dem Kleidermarkt mit unseren neuen Stücken keine Flöhe eingefangen...! Doch irgendwann gibt es wieder eine Dusche, Schweiß und Staub wird von der Haut gewaschen und auch das Jucken verschwindet. Ein Königreich für eine Dusche und wir sind wieder dufte.

Es ist herrlich, den Malawisee zu erreichen. Zum Teil sieht man nicht das gegenüberliegende Ufer und wir fühlen uns wie am Meer mit Strand, Hütten und Kindern. Ein paar Jungs haben ihren Fußball dabei und wir kicken ´ne Runde. Diese Bälle sind eine tolle Idee: Plastik mit Tüttelband fest verschnürt. Sie sind etwas träger und schwerer als unsere Bälle und haben den Vorteil der Langlebigkeit. Super Sache.

Was uns auffällt ist, dass die Kinder wenig spielen. Die Fußballplätze sind fast immer leer und selten sind die Kinder ins Spielen vertieft. Vielmehr streunern sie mit ihren Freunden um die Häuser und " hängen ab". Oder sie arbeiten: Wasser holen, Wäsche schrubben, am Straßenrand Bananen, Eier und Silvesterkrapfen verkaufen oder mit der Hacke auf dem Feld den Boden bearbeiten.
Wenn wir uns genauer umschauen, sehen wir auch viele Erwachsene -sprich Männer- mit dem "Nichts tun" beschäftigt. Die Frauen dagegen sind emsige Bienen.
Wir haben uns von einem Afrikaner erklären lassen, dass der Mann nämlich ein größeres Gehirn hat als die Frau. Deshalb geht der Mann auch arbeiten und die Frau macht "nur" die Hausarbeit. Ein anderer erzählte uns, daß die afrikanischen Frauen auch keine schweren Arbeiten leisten und niemals mit dem Fahrrad den Kontinent durchradeln könnten...?! Ich erwidere darauf, daß ich die Arbeit der hiesigen Frauen nicht leisten kann: mit einen Kind auf dem Rücken gebunden zwei Mal am Tag kilometerweit zum Brunnen laufen und den Weg mit einem 20l Eimer Wasser auf dem Kopf nach Hause balancieren. Er: "Ah, ich verstehe Es gibt doch Dinge, die unsere Frauen können und ihr Weißen nicht." Diskutieren sinnlos, da bleibt uns nur ein Kopfschütteln und wir finden, dass für solche Überzeugungen wirklich ein riesengroßes Gehirn nötig ist...!

Hier am See weht eine steife Brise. Es ist eher frisch und fast jeder läuft mit einer Rotznase herum. Was uns auch nicht wundert, denn viele Kinder haben einfach nichts anzuziehen außer zerschlissener Shorts und T-Shirt.
Wir sind auch etwas erkältet und mit einer gewissen Bilharziosegefahr im Hinterkopf lädt der See wenig zum Baden ein. Also lassen wir es einfach bleiben.

Campen am See finden wir spitze und so schlagen wir am Abend einen Feldweg durch Zuckerrohrplantagen ein, in der Hoffnung unser Zelt am Strand aufzubauen.
Doch soweit kommen wir nicht. Der Weg endet bei einem Bauern und seiner Familie. Also bleiben wir für die Nacht bei ihnen. Ein Zeichen der Gastfreundschaft ist, daß wir den Häuptlingsstuhl bekommen. Der Besitz der einfachen, armen Landbevölkerung ist gering. Neben ein paar Decken, Kochtöpfen und kleinen Holzschemeln zum Sitzen gibt es noch einen Stuhl für das Familienoberhaupt und vielleicht noch ein batteriebetriebenes Radio.
Kein Strom oder fließend Wasser, nur eine kleine Lehmhütte, wo sich die Familie zusammen auf dem Boden schlafen legt.
Wir fühlen uns bei den Afrikanern in den kleinen Dörfern oder Farmen wohl und sicher und die Gefahr hier bestohlen zu werden, ist verschwindend gering ganz im Gegensatz zu den touristischen Orten. Dabei sind diese Menschen materiell gesehen wirklich arm.

Ein anderes Thema in Malawi ist das Voluntieren (unentgeldliches Arbeiten). Das ist besonders bei den jungen Backpackern sehr beliebt. Auch im Reiseführer werben Hostels und Campingplätz mit verbilligten Unterkünften für "diejenigen, die etwas zurückgeben wollen".
Zurückgeben...?! Was wir so mitbekommen sind es ganz einfache Arbeiten, die die Einheimischen auch selber machen könnten. Und es gibt genügend Afrikaner, die sich mit zusätzlicher Arbeit noch etwas dazuverdienen könnten. Wir sehen sie jeden Tag am Straßenrand in ihren "Männergrüppchen".

Wir sind auch gleichermaßen erstaunt und schockiert, was Malawi für eine Partyhochburg für junge Backpacker ist.
Unglaublich, bei der hohen HIV- Rate! Da empfehlen wir doch eher die Ostküste Australiens, wo das Bier ebenso preiswert ist und die Sonne scheint.
Doch Afrika ist anscheinend der "Letzte Schrei" und wie gesagt, man kann ja auch noch etwas Gutes tun...!

Wir entfernen uns vom See und die Staße führt auf eine Hochebene. Leckere, frische Papaya gibt es am Straßenrand zu kaufen und oben in Mzuzu ist die Avocadosaison noch in Gange.
Durch verschieden Klimazonen zu radeln ist nicht nur anstrengend, sondern landschaftlich hübsch und auch sehr lecker.
Hier wird Tabak angebaut und von April bis August ist Erntezeit. Der Tabak wird getrocknet, in Säcke verpackt und nach Lilongwe transportiert. Auf der Auktion, die wir besucht haben, wird er dann verkauft.

Vorbei an steilen Hängen, Hütten und viel Grün führt die Straße am nächsten Tag wieder herunter an den Malawisee. Zurück am Wasser rasten wir einen letzten Tag am See mit schönem Sandstrand.

Hier im Norden Malawis ist viel Landwirtschaft. Der Boden ist schwer und fruchtbar, in der Ferne sehen wir die Berge, wo Berge sind gibt es Flüsse, und so können die Felder auch bewässert werden.
Wir sehen etliche Schilder von der EU geförderte landwirtschaftliche Projekte. Erwachsene und viele Kinder bearbeiten mit Hacke und Ochsenpflug den Acker, das Getreide wächst, wird geerntet und am Straßenrand ausgebreitet und getrocknet.

Wir stellen uns die Frage, wie es angehen kann, daß ein so fruchtbares Land das drittärmste der Welt ist? Und ob eine Hungersnot wie im Jahre 2005 nicht vermieden werden kann?
Wissenswertes
Malawi ist mit einem BIP (Bruttoinlandsprodukt) pro Kopf von 264 US-Dollar das drittärmste Land der Erde (zum Vergleich: Deutschland hat ein BIP pro Kopf von 40.415 US-Dollar und die Schweiz von 58.084 US-Dollar).
Der Tabak ist mit über 60% der Exporteinnahmen Malawi`s Hauptertragsquelle
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Das legale Heiratsalter in Malawi beträgt 15 Jahre, aber oftmals werden die Mädchen schon mit 11 oder 12 Jahren verheiratet. Deshalb gehört das durchschnittliche Heiratsalter zu den niedrigsten der Welt und die Rate von Teenagermüttern zu den höchsten.
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Der Malawisee nimmt fast 1/5 der kompletten Landesfläche ein und ist der 3. grösste See in Afrika. Der See hat mehr Fischarten als jedes andere Inlandsgewässer der Erde, insgesamt ca. 500 verschiedene. Viele bei uns bekannte Aquariumsfische stammen aus dem Malawisee.
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Malawi versetzt uns in Erstaunen
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